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Waldbrief digital - Rucksack so real - Dusse im Wald nur genial!

Liebe Leser und Leserinnen!

Erfrischend anders…

Herzlich Willkommen in unserem Infothek Waldkinder Blog! Wir werden gefragt, ob wir nicht auch Inhalte in einem Blog zur Verfügung stellen können, damit ihr das mit Gleichgesinnten teilen dürft.

Es gibt Highlights aus den Waldbriefen und viel Neues aus der Welt der Naturpädagogik , die darauf warten von euch gelesen zu werden.

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Frischfutter für Bücherwürmer

«Löwenzahn und Löwenkraft: Ehre wem Ehre gebührt!»

Die einen sehen den Löwenzahn als lästiges Unkraut, andere Menschen haben längst erkannt, was der Löwenzahn für ein Wunderkraut für sie in Wirklichkeit ist. Ein deutscher Spruch besagt, dass der Wanderer «vor dem Wacholder das Knie beugen und vor dem Holunder seinen Hut ziehen» soll. Für den Löwenzahn braucht es ebenfalls einen bewundernden Spruch: «Ehre was dir zu Füssen liegt und bringe den Löwenzahn nicht zur Strecke.»

Zunächst war es für mich etwas verwunderlich, ein ganzes Buch nur üben den Löwenzahn in den Händen zu halten. Mit neugieriger Spannung wollte ich genau wissen, ob das Buch seinen neuen Platz bei meinen anderen Fachbüchern im Bücherregal verdient hat. Um die Arbeit in der Naturpädagogik zu unterstützen, braucht es für mich mehr als eine Aneinanderreihung von Aktionsideen für ein Naturangebot.

Meine Erwartungen an das Buch sind:

  • Welche Wertehaltung gegenüber der Natur vertritt die Autorin? Welche Tiefe hat ihr Hintergrundwissen, so dass es mich erstaunt und berührt?
  • Die Inhalte und Beispiele die beschrieben sind, sollen vielseitig für verschiedene Altersstufen einsetzbar und mit allen Sinnen erlebbar sein.
  • Neben dem Wissen über den Löwenzahn, brauche ich praxisnahe Impulse, die für alle vier Ebenen des Flow Learnings in der Naturpädagogik anwendbar sind.

Gleich mit dem Vorwort von Wolf-Dieter Storl, wusste ich, hier bin ich unter Gleichgesinnten. Wie er seine Resonanz mit den Pflanzen beschreibt, heisst den Leser herzlich willkommen. Man fühlt sich mitgenommen und bekommt die Vorstellung, dass die Autorin mit einer ähnlichen Stimme den Leser mitnimmt, um den Geheimnissen vom Löwenzahn zu lauschen. Der Dialog von Marianne Ruoff, zwischen Menschenseele und Löwenzahnseele, geht in diesem Buch sehr tief. Das sind für mich beste Voraussetzungen, dass das Buch lesenswert ist und ich weiterblättere. Denn wenn ich mir Wissen über den Löwenzahn aneigne, soll es meine Haltung unterstützen, das Erlebnis zu vertiefen und sinnlich zu verankern.

Das erste Kapitel «von Göttern, Ahnen und Zähnen»

führt durch die Kultur geschichtlichen Wurzeln, die der Löwenzahn zurückgelegt hat. Heute scheint er in heroischer Rettung von Mensch, Tier und Umwelt unterwegs zu sein und schwebt ständig in gefühlter Gefahr, um die Ecke gebracht zu werden. Menschen aller Gattungen ist er bereits vielfach begegnet. Sie haben ihn gepustet, erforscht, gejätet, überfahren, gemäht, vergiftet oder gedüngt. Einige haben an ihm gekostet oder an ihm gerochen und gern für Kinderspiele genutzt. Die Autorin hat ihm wortwörtlich auf den Zahn gefühlt, denn er kann noch mehr. Sie verrät auch ihn ihrem Buch die wahre Geschichte, wie der Löwenzahn zu seinem Namen kam, «Es war einmal in Afrika…»

Die essentielle Botschaft im zweiten Kapitel für mich lautet «der Löwenzahn bringt den Frühling in den Körper»

. Auf 66 Seiten geht es in die Tiefe und ich kann über die «Heilkraft des Löwenzahns» nachlesen. Als Allround-Stärkungsmittel erfahre ich, das Löwenzahn nicht nur bei Krankheit heilt, sondern auch die Gesundheit bewahrt. Löwenzahn regelt die Verdauung, pflegt Leber und Galle, hilft bei Rheuma, löst Nierensteine auf, lässt Pickel und chronische Hautleiden verschwinden. Man könnte meinen, dafür brauche ich keine 66 Seiten lesen, das ist eben mal kurz nachgegoogelt. Wie schon erwähnt, brauche ich nicht eben mal Wissen. Ich verstehe die naturpädagogische Arbeit als solche, das Verständnis zu verinnerlichen. Die Autorin ist Fachärztin für Allgemeinmedizin, Akupunktur, Traditionelle Chinesische Kräutermedizin und Phytotherapie. Da stecken Tipps und Anleitungen in dem Buch, die erst im Gesamtkontext klarwerden und ihre Wirkung beim Leser hinterlassen. Ausserdem möchte ich selbst auf einem Löwenzahn Stängel kauen und die anregende Wirkung auf meinen Speichelfluss spüren, mit dem vorbeugenden Effekt meiner zahnpflegenden Karies.

 

Das dritte Kapitel «Sonnenkraft in der Küche»

spricht das Feuerküchen Herz an. Löwenzahnsirup haben bestimmt schon viele selbst gemacht. Ebenfalls Löwenzahnblätter in den Salat geschnitten. Jetzt das überraschende für den ein oder anderen, «Man kann Löwenzahn mit Haut und Haar verspeisen, wirklich alles an ihm kann gegessen werden», schreibt Marianne Ruoff. Wer mit Kindern in der Natur unterwegs ist, weiss, dass auch hier Spaghetti zur Leib und Magenspeise gehört. Doch wer hat schon mal Blüten-Stängel-Kringelspaghetti ausprobiert? Keiner? Ich auch nicht! Grasgrüne Spaghetti, die ähnlich wie Spargel schmecken und butterzart sind, mit einem Klecks Tomatensauce. Für die ganz Grünen unter euch, werden die Spaghetti mit der passenden Pesto Sauce vermischt. Das tolle ist, die Löwenzahnspaghetti lassen sich getrocknet das ganze Jahr aufbewahren. Das zweite Rezept, das ich gerne ausprobieren möchte, sobald der Löwenzahn kurz vor der Blüte steht, sind die eingelegten Löwenzahn Blütenknospen. Ich bin einfach ein Fan von diesen delikat pikant eingelegten Köstlichkeiten, die einen mediterranen Flair verströmen. Die passenden Rezepte dazu gibt es in dem Buch.

Im abschliessenden vierten Kapitel «Den Löwenzahn nutzen – praktische Hinweise»

gibt die Autorin wichtig Tipps im Umgang mit dem Löwenzahn. Neben wissenswerten Informationen zu den Löwenzahn Doppelgänger, erfahrt der Leser, worauf er beim Sammeln und Zubereiten achten soll. Hier weist Marianne Rouff deutlich hin, wie entscheidend die Haltung ist, mit der man der Pflanze begegnet. «Der moderne Mensch hat sich von dieser Kommunikation entfremdet und würde es komisch finden der Löwenzahnwiese zuerst ein musikalisches Geschenk oder Gedicht zu machen.», schreibt die Autorin. Je nach Schwingung und Emotionen, wie der Mensch der Pflanze entgegentritt, wird die Pflanze, als lebendiges Wesen, seine Heilkraft mitgeben oder eher zurückziehen. Es ist der respektvolle, achtsame und bewahrende Umgang der Person, die sie mit ihrer Einstellung weitergibt. So wird aus einer Aktionsidee, ein achtsames Ritual, dass sich als Samen im Geist von anderen Menschen verankert. Im Gegensatz zum gedankenlosen Pflücken, überdimensionierten Sammeln oder groben Raussreissen der Pflanze.

Fazit

Es steht ab sofort in meinem Bücherregal. Für mich ein absolut bemerkenswertes und ansprechendes Buch, dass die Lehre der Naturpädagogik auf allen Ebenen unterstützt. Es hat mich spielerisch mit allen Sinnen mitgenommen, ich durfte den Löwenzahn entdecken und neu kennenlernen. Mit den anschaulichen Beispielen und Tipps werde ich sicherlich, sobald der Löwenzahn blüht, eine vertiefte Naturerfahrung erleben. Die Heilwirkung auf emotionaler und spiritueller Ebene erlaubt eine meditative Begegnung mit dem Löwenzahn. Ich finde es zauberhaft, wie berührend Marianne Rouff auf die bedeutende Löwenkraft vom Löwenzahn aufmerksam macht und das sehr geschmackvoll mit vielen schönen Fotos untermalt. Der rote Faden zieht sich gut strukturiert durch den Inhalt. Das finde ich hilfreich, um gezielt einzelne Thema nachlesen zu können

Über die Autorin Marianne Ruoff

Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Akupunktur, Traditionelle Chinesische Kräutermedizin und Phytotherapie, seit 1996 in eigener Praxis in Bern, Wildnispädagogin. Vorträge und Seminare zu Heilkräutern und oft unterwegs mit der Fotokamera in ihrer Heimat, der Schwäbischen Alb, den Schweizer Alpen oder der grönländischen Tundra.

 

Bildnachweis  Buchcover und Foto Autorin

Fotografie © Marianne Ruoff, AT Verlag / www.at-verlag.ch

Bildnachweis Löwenzahnfoto und Buchherz

Fotografie © Nadja Hillgruber, Infothek Waldkinder

 

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